Sonntag, 15. September 2013


Norwegen Mitternachtssonne und Nordkap

15. bis 27. Juni 2013

Es war unsere Skandinavienpremiere – und wir haben uns vieles schön vorgestellt – in echt war es mindestens genau so schön, manches noch viel beeindruckender - fast unbeschreiblich - und viele Stellen wirkten auf uns wie im Spielzeugland.

Es wird mir daher nicht wirklich gelingen, unsere Eindrücke in der erlebten Vielfalt widerzugeben. Aber vielleicht vermittelt es zumindest auszugsweise das Besondere und lässt bei denjenigen, die schon dort waren, schöne Erinnerungen lebendig werden.

Unser Trip  zur Mitternachtssonne beginnt in Oslo. Im Gepäck auch Fleecemütze, Handschuhe und Regenschirm – und da das Wetter oft im Stundenrhythmus wechselt war sogar Schatzi ab und an über Bines „rundum-Sorglos-Paket“ froh.

Oslo empfing uns mit strahlendem Wetter und angenehmen mittelmäßigen Temperaturen - für die Norweger ist jedoch ein Sonnentag die Gelegenheit kurze Hosen und Flip-Flops zu tragen – auch wenn wir noch eine Jacke brauchen. Das untere Photo zeigt die Oper. 

Für das Erreichen unseres nächsten Ziels – Bergen – haben wir uns bewusst für das Transportmittel Bahn entschieden und diese 7 Stunden Fahrt haben uns ganz viel unterschiedliches sehen lassen. Schnee(-reste) und Temperaturen unter 8 Grad haben sich mit Sonne und blauem Himmel abgewechselt - vorbei an öden Felsformationen, einsamen Landstrichen und  auch kleinen Häuseransammlungen und Orten – und immer dabei: viel Wasser!


Die alte Hansestadt Bergen hat uns mit strahlendem blauem Himmel und Sonne begrüßt. Sie liegt malerisch zwischen 7 Bergen und ist mit 245.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes. Gleichzeitig ist sie auch Ausgangspunkt der Hurtigruten Seereisen.

Mittelpunkt der Stadt ist der Marktplatz am Hafen. Ein Genuss für Augen und Gaumen ist das große Angebot an Meeresfrüchten, Krabben, Hummer, Lachs und Kaviar. Unser Hotel lag nur zwei Gehminuten entfernt, sodass wir öfter dort vorbeikamen…und die Fischsuppe dort war köstlich.

Die Architektur und Bebauungstruktur wirken auf den ersten Blick sonderbar – aber das verwirrende Labyrinth von Gässchen mit ineinander verschachtelten Kontoren, Stiegen und Galerien lädt sofort zu einem mittelalterlichen Erkundungsstreifzug ein.  
Dass Bergen die „Regenhauptstadt des Landes“ (2300 mm Niederschlag pro Jahr) sein soll, haben wir glücklicherweise während unserer Zeit nicht erlebt. Von den umliegenden Bergen kann man fantastische Aussichten auf die alte Hansestadt genießen und so hat unser Weg auf den Floyen geführt, der nicht nur mit der Bergbahn, sondern auch zu Fuß auf sehr steilen Wegen erreichbar ist. Wir waren in Urlaubstempo unterwegs, aber viele Norweger nutzen diese steile Strecke zum Lauftraining – Respekt! Aber das sind bestimmt andere, als diejenigen, die wir abends unter der Woche zu später Stunde in einheimischen Kneipen beim Bier und Wein gesehen haben. Dass ein großes Bier ca. 12-15 €  kostet, schreckt wohl nur uns (weil schwäbisch sparsam :-)) davor ab, wesentlich mehr als eins zu trinken. Uns hat Bergen super gut gefallen!



Und dort war es dann am Dienstag so weit. Wir haben für 5 Nächte auf der Trollfjord eingecheckt mit dem Ziel Honnigsvag am Nordkap.

Unsere Route führte am 2. Tag nach Alesund und Geirangerfjord und wir erreichten am Tag 3 die Königsstadt Trondheim mit Nidaros-Dom und der neugotischen Holzbrücke am dem Jahr 1861 und den sehenswerten Lagerhäusern, die auf Holzpfeilern erbaut sind.



 



Am nächsten Morgen (Tag 4) haben wir den Polarkreis überquert (66 Grad 33‘ N) und spätestens ab dort scheint das intensive Tageslicht rund um die Uhr und macht jede norwegische „Nacht“ zu einem Erlebnis. Um ja nichts zu verpassen und da die Müdigkeit nur selten kommt – die Helligkeit verschafft eine enorme Energie -, haben wir ziemlich unregelmäßig geschlafen. Die Sonne sinkt auch während der Mitternachtsstunden nicht unter den Horizont. Glänzendes Sonnenlicht taucht die Küsten, Fjorde, Berge und Buchten in feuerrotes, samtrosiges oder goldgelbes Licht, das im wundervollen Kontrast zum sanften Tiefgrün der Kiefern und Laubwälder steht.
 


Sobald sich die Lofotenwand, eine bis zu 1.000 m hohe Gebirgskette, am Horizont abzeichnet, haben wir den Landegofjord, Helligvaer und den Vestfjord hinter uns gelassen. Von Januar bis April wird hier Kabeljau gefischt, der nach alter Tradition an der klaren Seeluft getrocknet und als Stockfisch exportiert wird. Gegen Abend erreichten wir Svolvaer, den Hauptort der Lofoten, wo wir auf dem Rückweg nochmals 2 Tage verbracht haben.
Über Nacht navigierte unser Schiff durch den engen Raftsund und von dort (Tag 5) über Hastadt und Finnsnes nach Tromsoe. Die Stadt war als Tor zum arktischen Meer schon in der Vergangenheit Ausgangspunkt zahlreicher Polarexpeditionen. Das berühmteste Wahrzeichen von Tromsoe ist die Eismeerkathedrale „Ishavskatedralen“ mit ihrer eigenwilligen modernen Architektur und den Glasmosaiken.





Tag 6: nach der landschaftlich reizvollen Fahrt durch den
Mageroysund und einem frühen Aufenthalt in Hammerfest erreichten wir um die Mittagszeit Honnigsvag. Hier sind wir ausgestiegen um genügend Zeit fürs Nordkap zu haben und erst am nächsten Tag wieder südwärts zurückzufahren.

Unser Besuch im Touristbüro um ein Ticket zum Nordkap zu kaufen war im ersten Moment sehr ernüchternd. Es gab nur noch welche für die Fahrt um 22.15h mit Rückfahrt um 01.10h nachts, alles andere war ausverkauft. Honnigsvag bietet nur ein Hotel (in dem wir aber die Übernachtung im Vorfeld gebucht hatten, sonst hätten wir wie einige Asiaten für diese Nacht keine Schlafmöglichkeit gehabt) und sonst nicht wirklich viel.
Aber es ist der letzte Ort vor dem Nordkap, das nur noch 2000 km vom geografischen Nordpol entfernt liegt. Auf dem 307 m hoch gelegenen Nordkap-Plateau spürt man das unbeshriebliche Gefühl, am Ende der Welt zu sein.

Die späte Uhrzeit und das schlechte Wetter – es war regnerisch und neblig – hatten den Vorteil, dass Martin und ich wirklich ganz alleine an der Weltkugel waren. Im 180 Grad Kino hatten wir aber die Möglichkeit uns in einer Multivisionsshow das Nordkap zu allen Jahres- und Tageszeiten anzusehen.

Martin möchte sehr gerne nochmals hierher zurückkehren um das in den Wintermonaten besonders beeindruckende Farbenspiel des Polarlichts zu sehen. Das Licht hat dann eine grüngelbe Farbe, kann aber auch grün oder rötlich/rot violett werden. Kaskaden rasen über das Himmelsgewölbe und spannen sich wie ein Bogen von Ost nach West. 

Die Nacht war zum Schlafen zu kurz, weil wir morgens bereits um 06.15h auf der Finnmarken eingeschifft sind um über Tromsoe, Stokmarknes am nächsten Abend in Svolvaer, der Hauptstadt der Lofoten, wieder auszusteigen.




Svolvaer ist die größte Ansiedlung auf den Lofoten und ein reizender Ort, der Raum für viele Erkundigungen zu Fuß bietet. Und unterwegs gibt es viele Galerien, bei denen die Künstler oft selbst da sind und sich über ein Gespräch und ein gemeinsames Gläschen freuen.



Ausserdem bietet Svolvaer die Möglichkeit, mit dem öffentlichen Bus die Gegend zu erkunden. So konnten wir uns am Ende unserer Reise nochmals ganz intensiv an den Bildern der wunderschönen Landschaft und Natur erfreuen.


Und von dort ging es nach zwei Tagen vom idyllischsten Flughafen, den ich jemals gesehen habe über Bodo und Oslo wieder nachhause.


Uns hat es super gut gefallen und es war trotz der vielen Nächte, die wir zum Tage gemacht haben – ein sehr erholsamer Urlaub. Und wer weiß, vielleicht dauert es ja nicht allzu viele Jahre, bis Martin’s Wunsch, das Polarlicht im Winter zu sehen, Wirklichkeit wird.

Unser nächstes Reiseziel, auf das wir uns schon freuen, wird Indien sein. Wir sind vom 27. Oktober bis 16. November 2013 unterwegs, um in Delhi beginnend Rajasthan zu besuchen und am Ende über Mumbai noch 5 Tage im indischen Busch zu verbringen. Und vielleicht haben wir ja das Glück, dass wir dort den indischen Tiger sehen.

Beitragende