Fahrradreise
Russland 01.-13. Juli 2017
Von Staritza
nach Sergijew Possad
Die Fahrradtour begann am Montag, 03.
Juli 2017 an der oberen Wolga in der Altstadt von Staritsa. Von dort ging es
nach und nach per Fahrrad wieder zurück Richtung Moskau. Da die ursprünglich
mit uns angemeldeten drei weiteren italienischen Teilnehmer kurzfristig
abgesagt hatten, waren Martin und ich zusammen mit Natalia, unserer
deutschsprachigen Reiseleiterin und Tourenführerin und ihrem Mann Oleg, der das Begleitfahrzeug
fuhr und für den Supportservice sorgte, allein auf der Strecke. Für drei Tage
begleitete uns Andrej, ein junger russischer begeisterter Fahrradfahrer, der
evtl. zukünftig während seines Urlaubs auf dieser Tour russische Gäste
begleiten möchte.
Neben der atemberaubenden Landschaft haben
wir hier mehr und mehr Sehenswürdigkeiten und Baudenkmäler gesehen und
zumindest einen Eindruck der zu weiten Teilen noch ursprünglichen, vielfältigen
Provinz und der Seele Russlands bekommen. Wir haben nette Einheimische kennen gelernt,
die uns gerne über die russische Kultur und die Umgebung berichtet haben. Das
Tour-Programm war reich an Ereignissen: wir haben viele authentische Dörfer und
Städte durchquert und ebenfalls mehrere alte Klöster, Kirchen und Herrenhöfe
besucht.
1. Tag:
Samstag, 01. Juli 2017 - Anreise nach Moskau
Traditionell haben wir uns am
Samstagmorgen mit Steffen am Frankfurter Flughafen auf einen „Besuch“ und zur
Verabschiedung getroffen.
Unser erstes Hotel Bagration in der Hauptstadt Moskau befand sich recht zentral im historischen Teil der Stadt – auch die Goldene Meile von Prechistenka – Ostojenka genannt. Mit dem vorbestellten Abendessen hat es nicht ganz geklappt, danach haben wir uns voller Erwartung und Vorfreude zu einem Abendspaziergang durch Moskaus Straßen zur Fußgängerzone Arbat auf den Weg gemacht. Straßenmusiker, Portraitmaler, fremde russische Schriftzeichen, das Suchen einer Möglichkeit des Geldwechsels und ein leckeres Getränk im Freien waren ein schöner Einstieg.
2. Tag: Sonntag,
02. Juli 2017 -
Moskau –
Staritsa ca. 260 km Transfer
Da Martin und ich als einzige Teilnehmer
auf die Radtour gingen, fuhren wir statt mit dem Bus im Begleitfahrzeug, einem
Suzuki „Grand Vitara“. Zwei Fahrräder auf dem Dach, zwei auf dem Fahrradträger
der Anhängerkupplung, unser eigenes Gepäck mit zwei Koffern plus Rucksack und
Trolley, Picknicktisch, zwei Stühle, eine Leiter und weitere Utensilien haben
für Oleg bedeutet, jedes Plätzchen im Auto zu nutzen.
Einen Teil unseres Abendessens haben wir
im Hotel in einem kleinen Kochkurs selbst zubereitet. Russische Teigtaschen mit
einer Fleisch- und Zwiebelfüllung, „Pelmeni“, die an unsere Maultaschen und
italienische Tortellini erinnern.
Müde und mit der freudigen Aussicht, dass morgen unser erster Fahrradtag sein wird, gingen wir ins Bett.
3. Tag: Montag, 03. Juli 2017 Staritsa – Krassnoe – Ort Wolga ca. 45 – 55 km + Transfer
Nach dem Frühstück ein kurzer Transfer von Staritsa nach Krasnoe. Leider war Priester Dmitry, der uns gem. Programm empfangen sollte, wohl nicht verfügbar. So blieb es bei einem Blick in die 1790 erbaute, ungewöhnliche, pseudogotische Kirche (von deren Art es nur drei Kirchen in Russland gibt),
bevor wir auf unsere Radtour entlang der
Wolga in die Gebiete der Tver gestartet sind. Natur, Idylle, Ruhe, authentische
Dörfer, abwechslungsreiche Landschaft und immer wieder der Wolga entlang: genau
das, was Martin und ich so sehr mögen.
Unsere Mittagspause mit einem Lunchpaket
hat Oleg am Ufer der Wolga vorbereitet, das Wetter war schön, aber nicht so
heiß, dass uns nach einer Abkühlung in der Wolga war. Außerdem war der Gedanke,
dass die recht aufdringlichen Stechmücken noch mehr Stellen an uns attraktiv finden,
nicht gerade einladend. Zum Glück hatten wir unser „Anti brumm“ dabei, das zwar
keine 100%ige Verschonung bedeutete, aber wahrscheinlich zumindest einige
Stiche verhinderte.
Teilweise gab es Wege mit einer schmalen
Grasnarbe, teilweise ging’s auch nur querfeldein. Sehr oft unbefestigt und mit
vielen Löchern, die aufgrund des vielen Regens in den vergangenen Wochen auch
mit mehr oder weniger Wasser gefüllt waren und denen es – falls möglich –
geschickt auszuweichen galt.
Ein paar Mal haben wir auch Situationen
angetroffen, für deren Über- oder Durchquerung es erst einer Beratung zur
Lösungsfindung bedurfte.
Die erste Strecke war gleich eine der
anspruchsvollsten: eine Wasserquerung mit bis zu hüfthohem Wasser. Wir haben
unsere Fahrradschuhe und Strümpfe gegen Wasserschuhe ausgetauscht – nur Martin hat
diese trotz vieler spitzer und rutschiger Steine auf dem Grund für nicht
erforderlich gehalten (er ist halt ein ganzer Kerl J) – und gehofft,
den besten Weg auf die andere Seite zu finden. Ich war froh, dass ich nur mich
heil rüberbringen musste und Andrej mein Fahrrad getragen hat .
Unsere heutige Übernachtung war nahe dem Ort Volga im Hotelkomplex „Boyar’s Manor“, einer bei Russen wohl beliebten Familienanlage, die sehr viele Möglichkeiten bietet. Bowling, ein von 07.00h morgens bis 03.00h nachts geöffnetes Hallenschwimmbad, Reitmöglichkeit u.a.m. Für uns reichte nach dem Abendessen vom Buffet, das aber leider schon sehr geplündert war, dafür aber mit einem leckeren kühlen russischen Bier, ein Spaziergang in der Anlage mit Besichtigung des Hallenschwimmbads.
4. Tag: Dienstag, 04. Juli 2017 Ort Wolga - Bolschije Borki – Twer ca. 35 km + Transfer
Ein schönes
Gefühl - allein mit und in der Natur zu sein, mit so gut wie keinen „Beschädigungs“spuren
der Zivilisation.
Das Befahren
der Sanddünen mit vielfarbigem Moos und weitverzweigten Kiefern war je nach
Tiefe des Sandes teilweise sehr anstrengend. Kurz vor dem Dorf Bolschije Borki hat
uns Oleg am Ufer der Wolga zur Mittagspause erwartet.
Unser
heutiges Etappenziel, das Hotel Gubernator mitten im Zentrum der Stadt Twer,
haben wir am frühen Abend nach einem kurzen Transfer von ca. 15 km erreicht. Es
reichte zum Duschen und Umziehen bevor uns Larissa, eine Lehrerin für Deutsch,
zu einem Stadtspaziergang abholte um uns die Geschichte und Sehenswürdigkeiten
ihrer Stadt zu erzählen und zu zeigen.
In dieser Zeit haben sich Natalia, Oleg und Andrej um unsere Fahrräder gekümmert und sie vom gröbsten Lehm, Sand und Schmutz der ersten beiden Tage gesäubert.
5. Tag: Mittwoch,
05. Juli 2017 Twer – Orschinski Kloster Savvat`evo - Yurievskoe ca. 35 km +
Transfer
Auch heute sind
wir direkt beim Hotel mit den Fahrrädern gestartet. Hier galt es wegen des
starken Verkehrs und der Baustellen vorsichtig zu sein, war aber kein Problem.
Durch den historischen Teil der in 1760-1770 erbauten Teil der Stadt Twer, der
Uferstraße entlang und über die Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Brücke haben
wir diese Stadt verlassen. Die weitere Route führte über Wald- und Sandwege
durch Kiefernwälder dem Wolgaufer entlang zum weiblichen Kloster Orschinski.
Bevor wir dieses bei einem kleinen Spaziergang besichtigt haben, hatte Oleg an
einem wunderschönen Platz am Ufer eines kleinen Nebenflusses der Wolga unsere
Pause vorbereitet.
Zum Glück regnete es aus den dunkelgrauen Wolken über uns nur ein paar Minuten, sonst wäre unser Picknick sprichwörtlich ins Wasser gefallen. Nasse Strümpfe und Schuhe, die wir fast jeden Tag hatten, waren nicht schlimm, aber zusätzlich von oben nass werden, hatten wir uns nicht wirklich gewünscht.
Nach der Mittagspause und der kurzen Klosterbesichtigung ging‘s bei strahlendem Wetter auf dem Fahrrad weiter. Auf der super asphaltierten Straße mit sehr wenig Verkehr sind wir Oleg, der vorausfuhr, durch einen hundertjährigen Kiefernwald gefolgt. Leider hat sich das schöne Wetter genauso schnell wieder verabschiedet und so mussten wir das erste Mal von unserer Regenbekleidung Gebrauch machen.
Das letzte Stück haben wir wegen des Regens und des immer stärker werdenden Verkehrs mit dem Auto zurückgelegt.
Wir waren richtig nass geworden, die Temperatur dadurch unangenehm kühl, sodass wir in unserer heutigen Unterkunft „Volzhanka“, einer an der Wolga gelegenen Anlage mit Holzhäusern, in denen sich die Zimmer befinden, als erstes die Heizung aufgedreht haben. Um uns zu erwärmen und unserer Kleidung und unseren Schuhen zumindest die Chance auf Trocknung zu gewähren.
Die heutige Strecke führte weiter durch Kiefernwälder
und alte Dörfer, meistens? auf Gras-, Wald- und Sandwegen. Ab dem Dorf Edimonowo wird die Wolga breiter und wasserreicher. Kleine Inseln, Buchten, Strände und die Kiefernwälder schaffen eine märchenhafte Atmosphäre der Ruhe und totalen Verbindung mit der Natur.
Nicht geplant waren einige überschwemmte Wegstrecken, die wegen der moorähnlichen Umgebung schon ein wenig Fantasie und Abenteuerlust erforderten um sie zu überwinden. Bei der kurz darauf folgenden Mittagspause konnten wir ja unsere nassen Socken und Schuhe ausziehen!
Da die Straße bis zum Iwankowskoje Bassin in einem unbefestigten, sehr schlechten Zustand ist und für diese Verhältnisse ein zu großes Verkehrsaufkommen hat, sind wir bis zur Fähre in Vigodoshi mit dem Auto gefahren.
Die Fähre brachte uns am anderen Wolgaufer zur Stadt Konakowo und dort zur wunderschönen Ferienanlage „Rivers Club Hotel“ mit eigenem Sandstrand. Unser Blick vom Balkon auf die Wolga und Grünanlage – ein Traum!
7. Tag: Freitag, 07. Juli 2017 Konakovo – Dmitrov ca. 45 km + Transfer
Am Morgen direkt nach dem Frühstück brachte uns Oleg mit dem Auto zum Moskau Kanal. Bevor unsere heutige Radetappe begann, begleitete uns eine an der Universität arbeitende Deutschlehrerin durch die Wissenschaftsstadt Dubna mit Besuch des Nuklearmuseums.
Weiter ging‘s mit dem Fahrrad entlang
des Kanals, durch Wälder und über kleine Flüsse nach Rogachevo.
Da unser Zeitplan etwas verspätet war und Natalia auf der Ebene mit Straßen und Wegen mit gutem Belag unser Tempo nicht mitfahren wollte (oder konnte) haben wir auf die Mittagspause verzichtet und während der Weiterfahrt im Auto nach Dmitrov unsere Lunchbox geplündert. In unserer Unterkunft „Four Crown“ hatten wir auch unser Abendessen und Frühstück. Die sprachliche Verständigung war hier schwierig, aber Dank der schon gelernten Worte пиво für Bier und жареное für Spiegelei und der Möglichkeit mit google translate die wichtigsten Bedürfnisse mitzuteilen, haben sich alle kulinarischen Wünsche erfüllt.
8. Tag: Samstag, 08. Juli 2017 Dmitrov
– Sergijew Possad ca. 25 – 40 km + Transfer
Nach dem Frühstück stand das Museum vom Dimitrov auf dem Programm, hier gibt es interessante Ausstellungen – u.a. auch zum Zweiten Weltkrieg, durch die uns ein deutschsprachiger älterer Herr führte.
Leider regnete es seit dem gestrigen
Abend und der graue Himmel machte wenig Hoffnung auf Wetterbesserung. Daher
mussten wir auf die Fahrt mit dem Fahrrad nach Swyatogor verzichten und sind
stattdessen bei Oleg im Auto mitgefahren. Unser Ziel war das neu erbaute – zu
großen Teilen schon fertige - Ökohotel eines Architekten, der mit viel Liebe
zum Detail zusammen mit seinem Sohn seinen Lebenstraum verwirklicht.
Nach einer ausführlichen Besichtigung waren wir zum Mittagessen zu Gast in seinem Privathaus, in dem seine Frau eine leckere Borschsuppe mit Gemüse vorbereitet hatte. Alle angebotenen Speisen waren aus eigenen Produkten und der von Nachbarn. Sauerrahm für die Suppe – ich mag sie lieber ohne – selbst gebackenes Brot, Frischkäse mit eigenem Honig zum Dessert, dies alles an einem gemütlichen Tisch am offenen Kamin – Gastfreundschaft pur, wenngleich dies vielleicht auch ein finanzieller Nebenerwerb der Leute in dieser abgeschiedenen Gegend ist?
Auf der Terrasse ein Hochrad, dessen Pedale selbst für mich mit meinen langen Beinen nicht zu erreichen waren. Vielleicht gerade gut so, sonst hätte ich bestimmt eine Proberunde drehen müssen, was bei der Höhe und der besonderen Gewichtsverteilung eine gute Balance erfordert. Bei meinen zwei Stürzen in den ersten Tagen hatte ich mich zwar nicht ernstlich und bleibend verletzt, aber weitere Blutergüsse und Prellungen wollte ich möglichst vermeiden.
Nachdem es bei unserer Verabschiedung
immer noch nicht aufgehört hatte zu regnen,
mussten wir wohl oder übel heute ganz aufs Fahrradfahren verzichten und sind mit dem Auto bis Sergjiew Possad gefahren.
Unser Hotel „Imperial Village“ war genau so wie ich mir ein Nobelhotel in Russland vorstelle. Eingangshalle mit Marmor und Kristallleuchter!
So ein Ort eignet sich auch prima für die Feier einer Hochzeit mit einem hübschen Brautpaar, schicken Gästen, viel Musik und einer – trotz Regen – fröhlichen Stimmung, die wir gleich bei unserer Ankunft miterleben konnten. Am Abend haben wir – das Restaurant war durch die Hochzeitgesellschaft belegt – in einem Lokal im Sowjetstil der 70er Jahre gegessen. Hier gab es statt des bisherigen und von mir liebgewonnenen Morsgetränks heute „Kompott“. In Russland ist Kompott kein Nachtisch, sondern ein Getränk, das dazu noch sehr süß ist. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man Kompott immer auf Vorrat für den Winter eingeweckt hat. Mit viel Zucker hat es einfach besser gehalten. Dieses wird mit Wasser aufgegossen und wie bei uns eine Saftschorle getrunken.Nach dem Essen haben wir noch einen Spaziergang durch die nahe und sehr weitflächige Anlage des Klosters der Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius, auch Troize-Sergijew-Kloster genannt, gemacht.
Dies ist ein russisch-orthodoxes Männerkloster in der rund 70 km nordöstlich von Moskau gelegenen Stadt Sergijew Possad und gilt seit Jahrhunderten als eines der
bedeutendsten religiösen Zentren der russisch-orthodoxen Kirche. Das vom 15.
bis 18. Jahrhundert entstandene architektonische Ensemble des Klosters
gehört seit 1993 zum UNESCO-Welterbe.
Hier startete um 21.00h ein
Fahrradfestival, was bei uns aber wegen des immer noch anhaltenden Regens keine
Lust zur Teilnahme erweckte.
9. Tag: Sonntag,
09. Juli 2017 Ausflug Abramtsevo ca. 20 – 35 km
Mit der Hoffnung, dass es inzwischen
aufgehört hat zu regnen, sind wir heute zum wahrscheinlich kulturellsten Tag
der Tour aufgestanden. Planmäßig wären wir beide Strecken von Sergijew Possad nach
Abramtsewo mit dem Fahrrad hin und zurück gefahren Die Hinfahrt mussten wir
leider wetterbedingt mit dem Auto zurücklegen um dann die ersten 2 Stunden bei einer
englischen Führung im Museum der Abramtsevo Villa zu verbringen.
Danach war der Regen nur noch ganz schwach und unsere Lust auf Bewegung so groß, dass wir es gewagt haben, für die Weiter- bzw. Rückfahrt die Fahrräder zu nehmen.
Gute Idee, das Wetter wurde nicht nur
immer besser, sondern geradezu sonnig.
So sind wir über Khot’kovo wieder zurück
nach Sergjiew Possad. geradelt. Unsere Mittagspause haben wir mit einem
leckeren – von Oleg eingekauften – Picknick im Park verbracht.
Schade, dass heute unser letzter Tag auf dem Fahrrad in dieser wunderschönen Landschaft war!
Vor dem Abendessen hatten wir die Gelegenheit unter der Anleitung von Vivienne – einer gerade fertig gewordenen Grafikstudentin – unsere eigene Matryoshka zu bemalen. Das hat richtig Spaß gemacht und einen kleinen Eindruck vermittelt, wie aufwändig es ist, diese Holzfiguren erst zu drechseln (beginnend mit der kleinsten, damit diese in das Innere der nächstgrößeren passt) und dann zu bemalen.
Die ursprünglichen Matryoskas dienten als Kinderspielzeug um den Kindern die Bedeutung von Familienleben zu vermitteln. Leider war die Zeit mit 2 Stunden viel zu kurz, sodass wir unsere Eigenprodukte erst am nächsten Morgen abgeholt haben, damit sie noch trocknen können. Selbst diese Zeit war noch zu kurz, sodass sie ein paar kleine Schönheitsfehler haben. Aber wir haben auch noch eine von den Künstlern in Handarbeit angefertigte Matryoska gekauft, an der wir uns zuhause mit der schönen Erinnerung an diese Erfahrung erfreuen können.
Das heutige Abendessen war in einem georgischen Restaurant.
10. Tag: Montag, 10. Juli 2017 Sergijew Possad – Moskau
Nach dem Frühstück haben wir uns wieder auf den Weg zurück ins ca. 70 km entfernte nach Moskau gemacht.
Wir hatten dort im Hotel Mandarin noch 3 Zusatznächte gebucht, um in der russischen Hauptstadt noch einiges zu entdecken. Das optionale Programm mit Besuch einer Quelle auf dem Rückweg ließ Natalia wegen eines erforderlichen Fußweges von ca. 2 km auf „unzumutbaren“ Wegen ausfallen – aber wahrscheinlich lag es mehr an ihrer Motivation und ihrer Stimmung, die jeden Tag leider ein wenig mehr nachließ. Schon unterwegs hatte sie aufgrund „wichtiger“ beruflicher Themen öfter eines ihrer beiden Mobiltelefone am Ohr als uns über Land und Leute zu berichten. Oder sie hatte einfach nur Heimweh nach ihren beiden Hunden, die sie auch während unserer Tour vermisst hatte.
Bestimmt hat Natalia dies selbst auch so
wahrgenommen und war dies der Grund, dass die Verabschiedung in Moskau sehr
förmlich war und sie unseren Brief mit „Inhalt“ und einem Geschenk nicht
angenommen hat. Da konnte leider auch Oleg, mit dem unsere Zeit sehr angenehm
war, nicht vermitteln, da seine deutschen Sprachkenntnisse nicht so ausreichend
waren.
Nach dem Einchecken und einer
Mittagspause in einem sehr schönen Zimmer
haben uns gegen Abend 2 junge Studentinnen abgeholt, die uns die Hauptsehenswürdigkeiten im Zentrum Moskaus gezeigt haben. Da unser Hotel fußläufig zur roten Linie der Metro lag, sind wir mit Irina und Jenny – ebenso wie auch auf eigene Faust in den zwei Folgetagen – mit diesem Verkehrsmittel schnell und unkompliziert in die Innenstadt gekommen. Unsere Ziele waren der rote Platz mit Lenin-Mausoleum und Kreml,
Nobelkaufhaus GUM,
Hotel Four Seasons,
Duma (Rathaus und Amtssitz von Putin),
Alexandergarten, der an diesem Tag letztmalig zugänglich war - danach war er leider wegen Bauarbeiten komplett abgesperrt,
Bolschoi Theater
und Lenin Bibliothek, was alles in einem
Umkreis von ca. 1 km zu erreichen war. Die 1,5h der Einführung waren natürlich
schnell um, aber zur ersten Orientierung sehr hilfreich und interessant.
11.+ 12. Tag: Dienstag
und Mittwoch, 11.+ 12. Juli 2017 Moskau
Nach einem sehr reichhaltigen
Frühstücksbuffet führte unser Weg mit der Metro wieder zum roten Platz. Dort
haben wir uns ein 2-Tagesticket für Moskau Hop On Hop Off gekauft für zwei
Routen: die rote Linie für den Moskauer Innenstadtring und die grüne Linie
zusätzlich am Moskau River entlang etwas außerhalb der Innenstadt. Die im
Kombiticket enthaltene Bootsfahrt haben wir am Mittwoch unternommen.
Zum Glück ist der Sightseeing-Bus nicht nur im – für Moskau üblichen – Dauerstau gestanden und wir konnten so einiges sehen und durch die Erklärungen mittels Kopfhörer auch vieles erfahren. Es ist schon unglaublich, was sich in dieser mit den Vororten 20 Mio. Einwohner zählenden Metropole bei Tag und Nacht bewegt.
Zusätzlich haben die aktuell von der
katholischen Kirche ausgeliehenen Reliquien des
heiligen Nikolaus einen Massenansturm an Pilgern ausgelöst. In Russland feiern
die Menschen zusätzlich zu dem auch bei uns üblichen Nikolaus am 6. Dezember
diesen Heiligen nochmals im Sommer.
Um die Gebeine des Heiligen in der
orthodoxen Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau zu besuchen, den goldenen Reliquienschein zu berühren und vor ihm zu beten, haben es tausende
von Menschen aus ganz Russland und der Ukraine in Kauf genommen drei Kilometer
Schlange zu stehen und bis zu zwölf Stunden zu warten.
Da der Bereich um die Kathedrale
großräumig abgesperrt war, haben wir es der Begleitung einer sehr freundlichen
Volontärin zu verdanken, dass wir diese Absperrungen dennoch an den
Sicherheitskräften und der Polizei vorbei passieren durften. Für diesen besonderen
Dienst wollte sie als Dank kein Geld annehmen, lediglich zwei unserer deutschen
Obstriegel haben ihre Augen strahlen lassen.
Russen sind sehr schnell zu Fuß
unterwegs, da hatte selbst ich zu tun, Schritt zu halten. Regelmäßig von
anderen Passanten überholt zu werden, ist mir bisher noch nirgendwo auf der
Welt passiert!
Als krassen Gegensatz zur ländlichen
Gegend unserer Fahrradtour, hatte ich in Moskau den Eindruck, dass nicht nur
bei den Autos überwiegend Luxusmarken angesagt sind. Direkt am Roten Platz befindet
sich das „GUM“, das größte Kaufhaus Russlands. Doch dieser Ort war nicht immer
ein Ziel für Wohlhabende, denn zu Zeiten der Sowjetunion wurde das GUM
verstaatlicht, hier gab es alle essentiellen Konsumgüter. Als Zar Nikolaus II.
ein repräsentatives Handelszentrum am Roten Platz bei dem Architekten A. N.
Pomeranzew in Auftrag gab, wurde das GUM 1893 bei seiner Eröffnung noch als
Weltwunder gefeiert – ein Symbol für das aufstrebende Russland.
Heute zieht der riesige Einkaufstempel nicht nur Shoppingbegeisterte an,
sondern auch Nostalgiker. Denn das dreistöckige Kaufhaus präsentiert sich im
sogenannten pseudo-russischen Stil, einer Richtung des Historismus.
Durch die geometrische Architektur und seine Glas- und Stahlkuppel wirkt es besonders edel.
Hier sind viele Boutiquen bekannter
Luxus-Modeketten und Schmucklabels zu finden, aber auch herrlich duftende
Delikatessen-Shops, Cafés und Eisverkäufer – die beim Vorbeischlendern am
Springbrunnen Lust machen, bei ihnen einzukaufen. Und das Eis war super lecker.
Selbst die Metrostationen sind mit ihrer
teilweise prachtvollen Architektur von einer ganz besonderen Eleganz: mit
Marmor, Stuckdecken, Mosaik- und Glasbildern und Deckenleuchtern gehören sie daher
zu den schönsten der Welt.
Die Moskauer Metro gilt aber nicht nur als eine der schönsten der Welt, sie ist auch die am stärksten genutzte (ca. 9 Mio. Fahrgäste am Tag!). Die Rolltreppen sind steil, lang und wahnsinnig schnell.
Außerdem liegt die Moskauer Metro so
tief unter der Oberfläche wie kaum eine andere. Sie sollte schon beim Bau
1935 zusätzlich als Luftschutzbunker dienen und wurde im Kalten Krieg sogar mit
hermetisch verschließbaren Toren für den Fall eines Atomschlags ausgestattet.
Es funktioniert trotz der vielen
Menschen alles erstaunlich reibungslos und das Wissen dass die männliche Stimme
die Linien ins Zentrum rein und die weibliche die Linien aus dem Zentrum raus ansagen,
haben uns immer richtig einsteigen lassen.
Am Montag hatten wir bei unserer ersten
Erkundung ein sehr schönes Restaurant mit Außenterrasse direkt gegenüber dem
roten Platz – Doktor Schiwago – entdeckt. Und wir haben es tatsächlich
geschafft für unser Abendessen am Dienstagabend einen Tisch im Freien zu
bekommen. Filmmusik der 30-er Jahre in einem gekonnten Mix aus Moderne und dem
ursprünglichen Flair der damaligen Zeit hätten es aber auch im Innern des
Lokals zum Erlebnis werden lassen. Danach ein kurzer Spaziergang zum
Bolschoitheater und dort in einem „In“-lokal einen Cocktail und Longdrink als
Absacker und dann mit der Metro nachhause. Ein sehr schöner und erlebnisreicher
Tag!
Am Mittwoch haben wir unsere im Kombiticket enthaltene Bootstour gemacht und sind danach nochmals zu Fuß durch Moskau. Leider hatte es am Nachmittag wieder angefangen zu regnen, aber vorausschauend hatten wir unseren Schirm dabei. Die Empfehlung für ein Restaurant war in Europas größtem Kinderkaufhaus Detskij am Lubjanka-Platz. Auf über 70 000 Quadratmetern gibt es alles, was Kinderaugen leuchten lässt. Hier werden Kinderträume wahr - und die Geldbeutel der Eltern ziemlich schnell leer.
In der Raummitte ist die weltweit größte Pendeluhr installiert, die bei Raketa, der ältesten russischen Uhrfabrik, gefertigt worden ist.
Mindestens einhundert Jahre soll das Uhrwerk laufen, das zumindest versprachen die Uhrmachermeister. Die Glaskuppel über dem Innenhof mit Restaurant – das eindrucksvollste Detail der Inneneinrichtung – zieren Moskauer Motive, die Werken des Malers Aristarch Lentulow entliehen sind. Die Kuppel des Hauptatriums besteht aus Buntglasfenstern, die Buchillustrationen von Iwan Bilibin nachbilden. Das Restaurant haben wir – weil SB – nicht besucht, aber ohne die Empfehlung hätten wir dieses besondere Gebäude wahrscheinlich gar nicht betreten.
Wir haben dann in einem armenischen Restaurant zu Abend gegessen und uns danach an unserem letzten Abend vom Zentrum verabschiedet.
Was wir von Russland und Moskau gesehen haben, hat uns beeindruckt und überwiegend gefallen, und entsprach so gar nicht dem Bild, das uns von politischer Seite über die Medien vermittelt wird. Wir freuen uns, irgendwann dieses Land wieder zu bereisen, dann könnte unser Ziel oder Ausgangspunkt St. Petersburg sein.
In der zweiten Oktoberhälfte besuchen
wir für eine Woche meine Eltern in ihrem Domizil an der Algarve in Portugal und
über Silvester heißt unser Ziel Funchal in Madeira. Die Insel Madeira ist
berühmt für ihre wunderschöne Natur, ihren starken Madeirawein und ihre
umwerfenden Feuerwerke, von denen es das eindrucksvollste am Silvesterabend
gibt und das den Guinness-Weltrekord für das größte Feuerwerk hält. Gerne
wollen wir mit ein paar Wanderungen und Fahrradfahren das Jahr 2017 dankbar und erholsam
ausklingen lassen.
Und dann schreiben wir auch schon das Jahr 2018, in dem wir unseren Traum einer Fahrradreise durch Japan wahr werden lassen wollten. Leider gibt es zwar traumhafte Touren, aber die Unterkünfte – zumindest in den ländlichen Gegenden – mit teilweise Mehrbettunterkünften - haben dieses Projekt in der Prioritätenliste nach hinten rutschen lassen.
Wir werden dennoch nach Asien gehen – das Königreich Bhutan ist unser Ziel. Die Reisevorbereitungen zur Ausarbeitung einer individuellen Tour sind schon in Auftrag gegeben.
Zum Tiger’s Nest
werden wir zu Fuß aufsteigen (3120 m),
aber unser Reiseplaner weiß, dass wir gerne auch ein paar Fahrradstrecken im
Programm haben wollen.
Die Bilder, die ich bisher von Bhutan
gesehen habe, sind so unbeschreiblich und wohltuend, dass die Wahl von Martin
und mir für dieses besondere Land bestimmt die richtige ist.
Da wir erst im Oktober 2018 reisen, haben
wir jetzt noch viele Monate der Vorfreude, der Spirit, der den Bhutanesen als
den glücklichsten Menschen auf der Welt nachgesagt wird, ist schon jetzt ein
wenig für mich spürbar.